Vorwort

Bildung ist vielfältig!

Diese Prämisse war Ausgangspunt und Antriebskraft zur Erstellung dieser Broschüre. Denn Bildung ist mehr als Schule! Selbstverständlich sind Schulen elementare Orte für die Bildung junger Menschen, doch sind sie bei genauerer Betrachtung des Bildungsbegriffs eben nur eine Form von Bildung. Lern- und Bildungsprozesse können sich vielmehr in der gesamten Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ereignen und sind eben nicht an exklusive oder spezifische Orte gebunden (Grunert 2015). Bildung hört nicht bei Schule, Universität oder betrieblicher Ausbildung auf, sondern geht viel weiter. Sie umfasst mehr als den reinen Erwerb von Wissen und Kompetenzen. Für die Bildung einer gemeinschaftsfähigen und verantwortungsfähigen Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen sind daher außerschulische Bildungsorte wie etwa die Kinder- und Jugendarbeit auch von zentraler Bedeutung.

Auch katholische Kinder- und Jugendverbände sind somit Bildungsträger*innen und tragen mit ihrer außerschulischen Bildungsarbeit zu der vielfältigen Bildung von Kindern und Jugendlichen entscheidend bei. Sie bieten Angebote und schaffen Räume und Möglichkeiten, in denen sich junge Menschen, gemäß den Prinzipien der Jugendverbandsarbeit, entwickeln können. Die Verbände sind somit Orte fernab von formalen Bildungseinrichtungen und damit wichtige Sozialisationsinstanzen für junge Menschen. Hier lernen Kinder und Jugendliche ohne Leistungsdruck und Formalisierung.  

Im Bund der Deutschen Katholischen Jugend Nordrhein-Westfalen, dem Zusammenschluss der fünf Bistümer Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn, wirken etwa. 285.000 Kinder und Jugendliche mit. Als Dachverband der katholischen Jugendverbände in NRW möchten wir mit dieser Broschüre einen Überblick über die verschiedenen und vielfältigen Lern- und Bildungsprozesse geben, die sich in der katholischen Jugend(verbands)arbeit täglich ereignen. Unser Ziel ist es ein grundlegendes Verständnis für die Rolle des BDKJ als Bildungsträger im Bereich der außerschulischen Bildung zu schaffen und zu verdeutlichen, welche (bildungspolitische) Bedeutung von katholischer Jugend(verbands)arbeit ausgeht! Schließlich ist Bildung nicht nur vielfältig, sondern auch der entscheidende Schlüssel für Kinder und Jugendliche.

 


Björn Krause  und Max Pilger

Landesvorstand

Bildungsverständnis

Zu einem gelingenden Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen, gehören Räume und Möglichkeiten, eine eigene Identität und Persönlichkeit zu entwickeln. Sie müssen sich zum einen mit den kulturellen und gesellschaftlich vorgegebenen Erwartungen und Veränderungen auseinandersetzen und zum anderen die damit verbundenen Entwicklungsaufgaben eigenständig bewältigen und mitgestalten.

In der Jugendarbeit, insbesondere der Jugendverbandsarbeit, geht es immer darum, junge Menschen durch Bildung über schulische Qualifizierungsprozesse hinaus bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben zu begleiten und zu unterstützen. Von zentraler Bedeutung sind dabei die Prinzipien der Jugendverbandsarbeit: Freiwilligkeit, Selbstorganisation und Partizipation.  

Der Stellenwert von Bildung hat sich zuletzt im öffentlichen Bewusstsein stark erhöht. Die Jugendarbeit nimmt dabei eine besondere Rolle ein, da sie junge Menschen außerhalb der Schule und Familie anspricht und ein breites Spektrum an Bildungsräumen und -möglichkeiten anbietet (15. Kinder- und Jugendbericht 2017, S. 73).

 Das Bundesjugendkuratorium bezeichnet Bildung als einen „Prozess des sich bildenden Subjektes“ (Bundesjugendkuratorium 2001, S. 4). Bildung zeichnet sich demnach nicht nur durch eine bestimmte Menge im menschlichen Hirn gespeicherter Daten und bloßen Wissenserwerb aus. Vielmehr ist Bildung darüber hinaus die Befähigung zur eigenbestimmten Lebensführung durch Aneignung von Selbstbildungsmöglichkeiten.  

 Definition:  

Das Bundesjugendkuratorium definiert drei Formen von Bildung (Bundesjugendkuratorium 2001, S. 5):

Formelle Bildung  

bezeichnet das hierarchisch strukturierte, zeitlich aufeinander aufbauende Schul-, Hochschul- und Ausbildungssystem mit seinem entsprechenden verpflichtenden Charakter und der dazugehörigen Leistungskontrolle und Zertifizierung.  

Nichtformelle (oder non-formale) Bildung  


bezeichnet jede Form organisierter Bildung und Erziehung mit einem Angebotscharakter auf freiwilliger Basis.

Informelle Bildung  


bezeichnet die ungeplanten und nicht intendierten Bildungsprozesse, die sich ergeben können oder auch nicht. Sie sind jedoch eine unverzichtbare Voraussetzung, auf der die nichtformellen und formellen Bildungsprozesse aufbauen.

 
Das Bundesjugendkuratorium macht in seinen Ausführungen deutlich, dass nur durch das Zusammenspiel der drei Bildungsansätze eine umfassende Bildung erreicht werden kann.

Alle drei Formen sind gleichwertig zu betrachten und gesellschaftlich notwendig. Um alle Bildungsansätze gleichberechtigt zu ermöglichen, ist eine Vielfalt der Bildungsträger*innen notwendig, zu denen auch die Jugendverbände gehören.

 Die Einrichtungen und Praxisformen der katholischen Jugend(verbands)arbeit sind offen und durchlässig angelegt und ermöglichen den Aufbau und die Entwicklung von Beziehungen. Die Bandbreite bewegt sich zwischen offenen Treffpunkten, Einzelveranstaltungen, Veranstaltungsreihen, Aktionen, Freizeiten und längerfristiger Gruppenarbeit. Angebunden ist diese Angebotsvielfalt an die unterschiedlichen katholischen Träger*innen, zum Beispiel die katholischen Jugendverbände. Sie können in all diesen Bereichen auf jahrzehntelange Erfahrungen zurückgreifen. Dabei haben sich die vielfältigen Ansätze der Arbeit mit Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und sich erweiternde Zielgruppen quantitativ ausgeweitet und qualitativ weiterentwickelt.  

 
In den folgenden Kapiteln werden das Bildungsverständnis und die Bildungsinhalte (angereichert durch exemplarische Beispiele aus der Praxis) der katholischen Jugendverbandsarbeit dargestellt.  

In der katholischen Jugendverbandsarbeit werden Jugendpastoral und Jugendhilfe konzeptionell und praktisch verknüpft.  

Basis der katholischen Jugendverbandsarbeit ist die Unterstützung der jungen Menschen in ihrem Menschsein und in ihrer Menschwerdung. Sie fördert das Bemühen junger Menschen, ihre Identität und Berufung zu entdecken, ihr Leben zu verstehen und zu gestalten. Dabei wird ihnen im Evangelium Jesu Christi ein Weg eröffnet, der sie zur Fülle des Lebens und zu einer Menschwerdung nach Gottes Bild führen kann.  

 

Darüber hinaus orientiert sich die katholische Jugendverbandsarbeit am Sozialgesetzbuch Kinder- und Jugendhilfe (SGBVIII).

Der §11 des SGBVIII definiert Aufgaben und Schwerpunkte von Jugendarbeit. Er formuliert in seinem dritten Absatz: „Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit gehören:

    außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, politischer, sozialer, gesundheitlicher, kultureller, naturkundlicher und technischer Bildung“.  

 

In der katholischen Jugendverbandsarbeit können Kinder und Jugendliche auf Grundlage eines christlichen Menschenbildes in den demokratischen Strukturen und durch selbstorganisiertes Lernen und Eigenverantwortung Erfahrungen sammeln, die sich auf die Persönlichkeitsentwicklung positiv auswirken. Dies geschieht immer auf freiwilliger Basis. Jugendverbände sind eine Form der Selbstorganisation junger Menschen. Es geht also nicht um die „reine Wissensvermittlung“, sondern um Grund- und Werthaltungen. Diese ermöglichen dem jungen Menschen ein verantwortungsbewusstes Handeln in Kirche, Staat und Gesellschaft.

 

Hinweis:

Der 15. Kinder und Jugendbericht führt hierzu aus: "Die wichtigsten Sozialräume organisationsbezogenen gesellschaftspolitischen Engagements sind für Jugendliche dabei Vereine und Verbände sowie Schulen oder Hochschulen. Mit iher Fokussierung auf spezifische Interessen, etw in den Bereichen Sport, Kultur, Technik oder Naturschutz, beziehen sich insbesondere Vereine und Verbände direkt auf die Belange und Fragen junger Menschen udn eröffnen damit auch Möglichkeitsräume polititscher Leitungsverantwortung, entscheiden über gemeinsame Akktivitäten, organisieren Beteiligung auch über die eigenen Verbände hinaus, entwickel politische Positionierungen und wirken in vielfältigsten Themenbereichen auf politische Prozesse ein. Auch wenn ehrenamtliches Engagement bzw. freiwilliges Engagement in vielen Fällen nicht direkt mit politischen Zielen verbunden ist, kann es jedoch als gesellschaftspolitisches Handeln im Sinne der Verantwortungsübernahme für bestimmte Aufgaben und Bereiche verstanden werden." (15. Kinder- und Jugendvericht 2017, S. 235)

 

 

Eine besondere Bedeutung kommt bei der außerschulischen Bildung in den katholischen Jugendverbänden den Ehrenamtlichen zu.  Eine besondere Form außerschulischer Bildung ist die Qualifizierung Ehrenamtlicher und Hauptberuflicher in den katholischen Jugendverbänden. Sie ist eine Form der non-formalen Bildung, die Wissen, soziale Kompetenzen und Werthaltungen vermittelt, die Aktive befähigen ihre Funktion auszuüben. Da es zum Bereich Qualifizierung Ehrenamtlicher bereits zahlreiche Veröffentlichungen gibt, beschränken wir uns in der vorliegenden Arbeitshilfe auf die anderen Formen informeller und non-formaler außerschulischer Bildung in der katholischen Jugendverbandsarbeit.

 

 

 

 

Bildungsinhalte und -ziele

Politische Bildung

Soziale Bildung

Gesundheitliche Bildung

Kulturelle und interkulturelle Bildung

Ökologische und naturkundliche Bildung

technische Bildung

Digitale Bildung

Berufsvorbereitende Bildung

Exkurs: Religiös-theologische Bildung

Bildungsmaßnahmen entsprechen den Schwerpunkten des § 3 KiJuFöG NRW

Zusammenarbeit Schule und Jugendarbeit

Politische Forderungen

Quellen

Impressum

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